Ein Sturm treibt die Dinge vor sich her. Mäntel. Rasierer. Autos. Suppendosen. Zigaretten. Pfeifen. Flakons. Flaschen. Messer. Kurzfristig finden die Dinge Halt beim Konsumenten, bevor sie erneut erfasst und fortgetrieben werden, da das Begehren sich auf anderes richtet – angeheizt durch eine gigantische mediale Maschinerie, die sich als Sinngeber des Konsums aufspielt. Kurzum: Die Dinge und ihre Abbilder sind omnipräsent. Doch niemand sieht sie mehr.
Yvan Goll (YG), der deutsch- und französischsprachige Dichter, nach Pinthus »durch Schicksal Jude, durch Zufall in Frankreich geboren, durch ein Stempelpapier als Deutscher bezeichnet«, ist sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland wenig wahrgenommen worden, und wenn, dann meist einseitig. Die Hauptgründe liegen in einem im Sinne des Wortes schwer zugänglichen Werk mit Sprach- und Editionsproblemen. Erst in letzter Zeit, nach Vorliegen der Nachlässe des Dichters sowie von Claire Goll (CG) zeichnet sich eine neue Beschäftigung mit den Werken und theoretischen Reflexionen dieses wichtigen Autor der europäischen Avantgarde ab. Bis heute, sechzig Jahre nach seinem Tod, fehlt eine textkritische Gesamtausgabe, die für weitere Studien unabdingbar erscheint.
Die Geschichtswissenschaft hat in ihrer Vergangenheit Phasen der Marginalisierung wie auch der Förderung erfahren. Von Seiten der Politik wurden ihr des Öfteren Aufgabengebiete zugedacht, wie beispielsweise in der späten DDR die der staatlichen Legitimation »… indem sie für die Diskussion um ›Erbe‹ und ›Tradition‹ das notwendige Fundament schuf (…) und wesentliche Beiträge dazu leistete (…)« (Brandt 2013, S.14). Jedoch nicht nur politische Einflussträger, sondern auch private Einrichtungen oder Unternehmen wussten und wissen um die Bedeutung der Geschichtsschreibung. Gleichzeitig ist der Stellenwert der Aufarbeitung historischer Sachverhalte im Bereich der Massenmedien in den letzten Jahren deutlich gewichtiger geworden. Wissen um Geschichte bedeutet Deutungshoheit und damit Macht, denn Einfluss auf die Produktion historischen Erinnerns verortet Identität und gibt Standorte und Perspektiven vor.