Siegmar Faust

Maßstäbe eines evangelischen Theologen und Märtyrers für das 21. Jahrhundert

1.

Der 1906 in Breslau geborene Dietrich Bonhoeffer wird zu jener Theologengeneration gezählt, die »zum Teil durch den Zweiten Weltkrieg um ihre Entfaltung« (Hermann Fischer) gebracht wurde. Dennoch gelangte er sowohl mit seinem fragmentarischen Werk als auch mit seiner widerständigen Biografie ungefähr zehn Jahre nach seinem gewaltsamen Tod zu einer weltbekannten Berühmtheit. Leben und Werk, Denken und Handeln gehören bei ihm so wesentlich zusammen, dass es Frevel wäre, dies nun durch eine äußere Gliederung strukturieren, also auseinander legen zu wollen.

Seine überragende Bedeutung liegt nach Meinung des Neffen, Hans-Walter Schleicher, »nicht in erster Linie im Politischen, denn Bonhoeffer war kein Politiker und wollte nicht ›politisch‹ handeln, sondern als Mensch und Christ, der an der Stelle, an die ihn Gott gestellt hat, Verantwortung übernimmt.«

Allein seine von Weitsicht und Mut zeugenden Äußerungen, die zu Lebzeiten an die Öffentlichkeit gelangten, werden neben denen Karl Barths (1886-1968) zu den »klassischen Zeugnissen kirchlich-evangelischer Besinnung in dieser Zeit« (Klaus Scholder) gezählt. Über Bonhoeffers Dissertation, die er als Dreiundzwanzigjähriger unter der Überschrift Sanctorum Communio. Eine dogmatische Untersuchung zur Soziologie der Kirche eingereicht hatte, schrieb Karl Barth fast 30 Jahre später: »Ich gestehe offen, dass es mir Sorge macht, die von Bonhoeffer damals erreichte Höhe (...) wenigstens zu halten (...) nicht schwächer zu reden, als dieser junge Mann es damals getan hat.« Barth ist jedoch anzukreiden, dass ihn seine Fehlurteile über Stalin (1879-1953) und den Kommunismus weit unter das Niveau Bonhoeffers geraten ließen, abgesehen von der Polemik voller Verdächtigungen gegen den protestantischen Theologen und späteren Spitzenpolitiker Eugen Gerstenmaier (1906-1986).

Es belegt Bonhoeffers Sachlichkeit trotz der Hingabefähigkeit an andere, seinen Sinn für Realitäten trotz eines waghalsig-konsequenten Mutes, wenn er das Unabgeschlossene nicht nur seines Werkes, sondern auch des Lebens selber treffend zu thematisieren vermochte: »Je länger wir aus unserem eigentlichen beruflichen und persönlichen Lernbereich herausgerissen sind, desto mehr empfinden wir, dass unser Leben – im Unterschied zu dem unserer Eltern – fragmentarischen Charakter hat.« Und gleich darauf fragte er: »Wo gibt es heute noch ein geistiges ›Lebenswerk‹? Wo gibt es das Sammeln, Verarbeiten und Entfalten, aus dem ein solches entsteht?«

Solche Fragen stellte er sich – wohlgemerkt! –, als er noch nicht wissen konnte, dass sein Leben einmal mit 39 Jahren gewaltsam beendet werden sollte. Abgesehen davon, war sein Lebensentwurf von vornherein nicht dazu angelegt, etwa eine Schrift Luthers (1483-1546), die auf einer Seite Platz fand, mit über 1400 Seiten zu kommentieren, wie das sein jüngerer Kollege Gerhard Ebeling (1912-2001) fertig brachte.

Und wer hat schon 1934, also kurz nach Hitlers (1889-1945) Machtantritt, gewusst, was die Stunde schlug? Er rief bereits zu dieser Zeit mit einem bei ihm eigentlich ungewohnten Pathos dazu auf, einen »radikalen Ruf zum Frieden an die Christusgläubigen ausgehen (zu) lassen (...) Die Stunde eilt – die Welt starrt in Waffen und furchtbar schaut das Misstrauen aus allen Augen, die Kriegsfanfare kann morgen geblasen werden – worauf warten wir noch?«

Ebenso schien er sein Schicksal voraus gesehen zu haben, als er schon im Juni 1932 als Prediger in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche provozierend fragte: »Muss es denn so sein, dass das Christentum, das einstmals so ungeheuer revolutionär begonnen, nun für alle Zeiten konservativ ist? Dass jede neue Bewegung ohne die Kirche sich Bahn brechen muss, dass die Kirche immer erst zwanzig Jahr hinterher einsieht, was eigentlich geschehen ist? Muss dem wirklich so sein, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn auch für unsere Kirche wieder Zeiten kommen werden, wo Märtyrerblut gefordert werden wird.«

2.

Dietrich Bonhoeffer war vielseitig begabt, praktisch veranlagt und schon als Kind ein guter Pianist; die Eltern erwogen, ihn zum Musiker ausbilden zu lassen. Im Kreise von acht Geschwistern genoss er eine gutbürgerliche Erziehung. Sein Vater, Prof. Dr. Karl Bonhoeffer (1868-1948), hatte ab 1912 in Berlin den Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie inne, so dass die deutsche Hauptstadt unter drei verschiedenen Gesellschaftssystemen zu einer Stätte der Bildung, Reife und schließlich Bewährung der gesamten Familie wurde, nachdem schon der zweitälteste Sohn sowie Vettern der Bonhoeffer-Kinder im I. Weltkrieg gefallen waren. Vier weitere Familienmitglieder verlor sie dann im Widerstand gegen das NS-Regime.

In der Tradition sowohl des Groß- als auch des Urgroßvaters mütterlicherseits begann er 1923 mit dem Studium der Theologie in Tübingen, wo er der liberal gesonnenen Studentenverbindung »Igel« beitrat und ihm »die Leute eigentlich ganz gut« gefielen. Als jedoch 1933 der antisemitische Arierparagraf in die Satzung Einlass fand, verließ er die Verbindung.

Während eines Zwischensemesters in Rom geriet das »Phänomen Kirche in sein Gesichtsfeld« (Eberhard Bethge). 1927, also 21-jährig, promovierte er bereits in Berlin, wobei er ebenfalls sein erstes theologisches Examen ablegte. Im Anschluss an das Vikariat in Barcelona wurde er an der Berliner Universität Assistent, nachdem er 1930 mit dem 2. theologischen Examen und der Habilitation unter dem Titel Akt und Sein abgeschlossen hatte. Im Juli 1939, soeben von einem Studienaufenthalt in New York zurückgekehrt, hielt er sich anschließend vierzehn Tage bei Karl Barth in Bonn auf, den er zuvor als »die theologische Entdeckung seines Lebens« bezeichnet hatte. In Berlin nahm Bonhoeffer eine Dozentur an der Universität, das Amt eines ökumenischen Jugendsekretärs und ein Studentenpfarramt an. Des Weiteren wurde er vor die Aufgabe gestellt, eine verwilderte Konfirmandenklasse im proletarischen Berliner Wedding zur Konfirmation zu führen, was ihm gelungen sein soll.

Innerhalb des Studiums, in dem ihm von seinen Kommilitonen ein »gewandtes, sicheres Auftreten; stürmisches Temperament«, aber auch Weltoffenheit und scharfe Kritikfähigkeit bescheinigt wurden, mussten auch praktische Tätigkeiten nachgewiesen werden. So übernahm er zum Beispiel einen Kindergottesdienst und machte dabei »die ihn zuweilen erschreckende Erfahrung, in welcher Weise er Menschen an sich zu binden vermochte«.

Obwohl ihm die akademische Laufbahn offen stand, fiel es ihm schwer, sich zwischen Kanzel und Katheder zu entscheiden. Er gab sich vorerst der kirchlichen Ausbildung hin, dann kehrte er in die akademische Welt der Berliner Fakultät zurück und hielt seine Antrittsvorlesung zum Thema »Die Frage nach dem Menschen in der gegenwärtigen Philosophie und Theologie«. Da er bis zur Ordination noch warten musste, nahm er ein Stipendium in den USA an, wo er mit der Ökumene, dem christlichen Pazifismus und anderen protestantischen Bewegungen in Berührung kam. Mit Leidenschaft positionierte er sich jedoch in der von Paulus ausgehenden Traditionslinie, die er bei Martin Luther, Søren Kierkegaard (1813-1855) und Karl Barth fortgeführt fand. Dabei begann er an der von Luther ausgehenden und zur Formalität verflachten Trennung der Reiche des Glaubens und des Gesellschaftlichen zu rütteln. »Das wurde«, schrieb sein Verwandter, Freund und Schüler Eberhard Bethge (1909-2000), »ein theologischer und existenzieller Kampf, der ihn über viele Stufen führte und mit der Beteiligung an der Konspiration gegen Hitler endete.«

In dem postum zusammengetragenen Band 4 seiner Werke unter dem Titel Nachfolge – mittlerweile allein in deutscher Sprache in mehr als 80.000 Exemplaren verbreitet – wird das Ringen deutlich, Luthers Zwei-Reiche- und Gnaden-Lehre neu und zeitgemäß auszulegen: »Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche. Unser Kampf heute geht um die teure Gnade. Billige Gnade heißt Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderter Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird; Gnade ohne Preis, ohne Kosten.«

Besorgt fragte er: »Ist der Preis, den wir heute mit dem Zusammenbruch der organisierten Kirchen zu zahlen haben, etwas anderes als eine notwendige Folge der zu billig erworbenen Gnade?«

1935 sann er in einem Brief an seinen ältesten Bruder Karl-Friedrich darüber nach, welcher Kraftquell das Nazireich »einmal in die Luft sprengen kann« . Die Rettung der Kirche versprach er sich »aus einer Art neuen Mönchstums, das mit dem alten nur die Kompromisslosigkeit eines Lebens nach der Bergpredigt in der Nachfolge Christi gemeinsam hat.« Er glaubte, es sei an der Zeit, »hierfür die Menschen zu sammeln«. Neun Jahre später, als er bereits über ein Jahr inhaftiert war, schrieb er dem Freund Eberhard Bethge besorgt: »Wir gehen einer völlig religionslosen Zeit entgegen, die Menschen können einfach, so wie sie nun einmal sind, nicht mehr religiös sein (...) Unserem ganzen bisherigen ›Christentum‹ wird das Fundament entzogen, und es sind nur noch einige letzte ›Ritter‹ oder ein paar intellektuell Unredliche, bei denen wir ›religiös‹ landen können...«

Gerade hier, wo manche undankbaren Pessimismus vermuten, wird deutlich, wie er an seiner unvorsichtigen Weitsicht litt und wie sein intellektueller Scharfsinn schon »ein- und umgeschmolzen« war »in das lebendige Engagement des Christ-Seins«. Seine Wahrhaftigkeit bewährte sich an der illusionslosen Sicht auf die Misere seiner wie unserer Zeit, in der er die in ihr schlummernden Gefahren und Katastrophen erkannte, die wiederum seine Gestaltungskräfte weckten und den Glauben wachsen ließen.

Was Bonhoeffer spürte, sah und erkannte, drückte später der französische Kulturanthropologe René Girard (1923-2015) so aus: »Seit Jahrhunderten ist in der westlichen Welt ein sich unablässig beschleunigender Dechristianisierungsprozess im Gang. Nicht mehr vereinzelte Individuen verlassen ihre Kirchen, sondern ganze Kirchen, der Klerus an der Spitze, laufen mit Sack und Pack ins Lager des ›Pluralismus‹ über, das heißt, eines Relativismus, der sich ›christlicher‹ gibt als das Festhalten am Dogma, da er den nichtchristlichen Religionen gegenüber ›netter‹, ›toleranter‹ ist.«

Bonhoeffer, allzeit auf der Suche nach dem Wesentlichen, hatte den von Martin Heidegger (1889-1976) wieder philosophisch in den Vordergrund gerückten Begriff ›Existenz‹ in seine Theologie zu übertragen versucht, denn das Wort Jesus bedeutete ihm keine Lehrsystem, »sondern eine Neuschöpfung der Existenz«. So erkannte er: »...eine allgemeine religiöse Erkenntnis macht Nachfolge nicht notwendig, ja schließt sie in Wahrheit aus, ist der Nachfolge feindlich«. Er fühlte sich demnach herausgerufen aus seiner bisherigen Existenz und war bereit, alle Brücken abzubrechen, um im strengen Sinne des Wortes wahrhaft »existieren« zu können: »Aus den relativen Sicherungen des Lebens heraus in die völlige Unsicherheit (d.h. in Wahrheit in die absolute Sicherheit und Geborgenheit der Gemeinschaft Jesu); aus dem Überschaubaren und Berechenbaren (d.h. dem in Wahrheit ganz Unberechenbaren) in das gänzlich Unübersehbare, Zufällige (d.h. in Wahrheit in das einzig Notwendige und Berechenbare); aus dem Bereich der endlichen Möglichkeiten (d.h. in Wahrheit der unendlichen Möglichkeiten) in den Bereich der unendlichen Möglichkeiten (d.h. in Wahrheit in die einzige befreiende Wirklichkeit) ist der Jünger geworfen.«

Neben Jesus wären, so Bonhoeffer, keine weiteren Inhalte nötig oder möglich, da er der einzige Inhalt sei: »Ein Christentum ohne den lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne Nachfolge ist immer ein Christentum ohne Jesus Christus; es ist Idee, Mythos«. Die Logik ist bestechend und schreckt auf, denn so folgerichtig möchten viele Christen wohl die Nachfolge doch nicht antreten, wenn man gar alles aufzugeben habe: Habe und Gut, Familie, Urlaubsanspruch und liebgewordene Gewohnheiten.

»Das Religiöse wird«, tröstet uns Heidegger, »niemals durch die Logik zerstört, sondern immer nur dadurch, dass der Gott sich entzieht.« Was können wir Geschöpfe also dafür, wenn uns Gott verlässt oder verlassen hat? Bonhoeffer lässt uns diesen billigen Trostversuch nicht durchgehen, im Gegenteil, er peinigt uns mit dem radikalen Schlüsselsatz seiner Nachfolge: »Nur der Glaubende ist gehorsam, und nur der Gehorsame glaubt.«

Wer willig dem Ruf des Herrn folgen will, jedoch zuvor noch Vater oder Mutter beerdigen möchte, muss sich sagen lassen: »Lass die Toten ihre Toten begraben; gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes!« Das soll Gnade und Gebot in einem sein? Übertriebene Konsequenz schleudert den Menschen schnell aus seiner Lebensbahn, nicht selten mit tödlicher Folge.

Bonhoeffer glaubte anfangs radikal und abstrakt: »Der Mensch stirbt allein an Christus, durch Christus, mit Christus. Christus ist sein Tod (...) Der Tod ist die Gnade, die der Mensch sich niemals schaffen kann.« Dass ausgerechnet Hitlers Handlanger ihm diese Gnade einmal erweisen sollten – daran darf man in diesem Zusammenhang nicht einmal denken, obwohl sich ein so kühner Geist wie Bonhoeffer selber niemals Denkverbote auferlegte.

3.

In Bonhoeffers 1939 begonnener, jedoch unvollendet gebliebener Ethik ist Christus zwar für die Welt gestorben, doch »nur mitten in der Welt ist Christus Christus.« »Endlich!« möchte man ausrufen, denn zu guter Letzt steht Jesus inmitten unserer Welt, wobei diese auf Christus und er auf die Welt bezogen bleiben. Für den Christen soll es keine absoluten ethischen Verhaltensregeln mehr geben, weil er in der inneren Begegnung mit Christus seine Entscheidungen zu treffen vermag. Das Kreuz Christi soll die Befreiung zum Leben »in echter Weltlichkeit« sein, um für andere wirklich da sein zu können. Aus den »zwei Reichen« Luthers wird eine einzige Welt, die nicht mehr ins Profane und Göttliche gespalten bleibt.

In den Haftanstalten der Gestapo bewegte Bonhoeffer weniger das eigene Schicksal als vielmehr die Frage, was das Christentum den Menschen gegenwärtig bedeute oder wer Christus für uns heute eigentlich sei. Ihn befielen Zweifel, ob dem Menschen alles nur durch Worte zu übermitteln sei; ebenso hielt er »die Zeit der Innerlichkeit und des Gewissens« für überholt, »und das heißt eben die Zeit der Religion überhaupt...« Er machte sich Gedanken, wie Christus auch von den Religionslosen erkannt und anerkannt werden könne; oder er fragte sich, ob es auch religionslose Christen gebe. In den Briefen aus der Haft von 1944 an seinen Freund Bethge kamen die Stichworte von der »mündig gewordenen Welt«, von der »nichtreligiösen Interpretation« oder vom Jesus oder der Kirche »für andere« auf. Er selber nahm sich noch vor: »...ich möchte von Gott nicht an den Grenzen, sondern in der Mitte, nicht in den Schwächen, sondern in der Kraft, nicht also bei Tod und Schuld, sondern im Leben und im Guten des Menschen sprechen. An den Grenzen scheint es mir besser, zu schweigen und das Unlösbare ungelöst zu lassen.«

Dietrich Bonhoeffer fand inmitten seines ausgefüllten und bewegten Lebens erstaunlicherweise noch Zeit, sich mit großen Denkern auseinander zu setzen, so mit Wilhelm Dilthey (1833-1911), aber besonders mit dem wohl bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts: Martin Heidegger (1889-1976). Dessen ontologischer Zumessung der »Sorge«, »Fürsorge« und »Besorgung« setzte Bonhoeffer, durchaus respektlos, seine aus dem Neuen Testament abgeleitete Begrifflichkeit gegenüber: »Es ist sinnlos, so zu tun, als könnten wir überhaupt sorgen. Wir können ja an den Zuständen der Welt nichts ändern. Gott allein kann sorgen, weil er die Welt regiert. Weil wir nicht sorgen können, weil wir völlig ohnmächtig sind, darum sollen wir auch nicht sorgen. Wir maßen uns damit das Regiment Gottes an.« Was Bonhoeffer heute den vielen Pfarrern sagen würde, die sich um alle und alles sorgen, sei es die Dritte Welt, Arbeitslosigkeit, Gentechnik, seien es Randgruppen, Tarifauseinandersetzungen oder Bundeswehreinsätze, dabei aber vergessen, wie der Mensch zu Gott zu führen und damit der Sinn des Lebens zu vermitteln ist – was er also solchen Seelsorgern eindringlich raten würde, ließe sich von dem zuvor Gesagten ableiten. Der ehemals als Linkstheologe Verkannte würde heute wohl als Unbequemer bequemerweise als ›Rechter‹ abgestempelt sein. Könnte er heute, nur 75 Jahre später, den Zustand der Kirchen, den Glaubensabfall der Menschen, den sich weiter vertiefenden »Konflikt zwischen dem Leben des Christen und dem Leben der Welt« und das massive Vordringen fundamental-islamistischer Richtungen in Europa sehen, würde er wohl seine Versuche, die er 1935 mit Predigeramtskandidaten in Halbjahreskursen auf dem Zingshof an der Ostsee und später in Finkenwalde begann, nicht nur einfach fortsetzen, sondern wahrscheinlich eine evangelische Bruderschaft gegründet haben, denn er liebäugelte schon damals mit dem Ordensleben und sah darin einen lebendigen »Protest gegen die Verweltlichung des Christentums, gegen die Verbilligung der Gnade«: »Die Restauration der Kirche kommt gewiss aus einer Art neuen Mönchtums.« In seinem Band Nachfolge steht: »Mit der Ausbreitung des Christentums und der zunehmenden Verweltlichung der Kirche ging die Erkenntnis der teuren Gnade allmählich verloren. Die Welt war christianisiert, die Gnade war Allgemeingut einer christlichen Welt geworden. Sie war billig zu haben. Doch bewahrte die römische Kirche einen Rest der Erkenntnis. Es war von entscheidender Bedeutung, dass das Mönchtum sich nicht von der Kirche trennte und dass die Klugheit der Kirche das Mönchtum ertrug. Hier war am Rande der Kirche der Ort, an dem die Erkenntnis wachgehalten wurde, dass Gnade teuer ist, dass Gnade die Nachfolge einschließt.« Und weiter hinten heißt es im selben Text: »Jeder tritt allein in die Nachfolge, aber keiner bleibt allein in der Nachfolge. Dem, der es wagt, Einzelner zu werden auf das Wort hin, ist die Gemeinschaft der Gemeinde geschenkt. Er findet sich wieder in einer sichtbaren Bruderschaft, die ihm hundertfältig ersetzt, was er verlor.«

Doch der große Reformator Martin Luther, zu dem Bonhoeffer aufschaute, ging bekanntlich den umgekehrten Weg. Bonhoeffer wich dieser Tatsache keinesfalls aus: »Luthers Weg aus dem Kloster zurück in die Welt bedeutete den schärfsten Angriff, der seit dem Urchristentum auf die Welt geführt worden war. Die Absage, die der Mönch der Welt gegeben hatte, war ein Kinderspiel gegenüber der Absage, die die Welt durch den in sie Zurückgekehrten erfuhr.«

Mit dem dänischen Philosophen Søren Kierkegaard erkannte Bonhoeffer, dass nun der Angriff frontal kam: »Nachfolge Jesu musste nun mitten in der Welt gelebt werden.«

1976, zur Feier des 70. Geburtstages Dietrich Bonhoeffers, erinnerte Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007) an diese Thematik: »Bonhoeffer hatte sich nicht gescheut, der Lebensgemeinschaft seiner ihm fast gleichaltrigen Pfarramtskandidaten einige der uralten, ernstem Bemühen immer von neuem hilfreichen Regeln des mönchischen Lebens anzubieten, ja aufzuerlegen: geregelten Tagesrhythmus, Gebetsliturgie, ein bescheidenes Anklopfen am unermesslichen Erfahrungsbereich der Meditation. Wenn er dies gegenüber den eingeschliffenen protestantischen Vorurteilen durchsetzte, so sehe ich darin genau denselben Mut zur Wirklichkeit wie in der scheinbar entgegengesetzten Öffnung seiner spätesten Theologie zur Wirklichkeit. Sein Leben sollte die Erfahrung durchmessen, dass christliches Leben nur weltlicher werden kann, wenn es geistlicher wird, nur geistlicher, wenn es weltlicher wird.«

4.

Zu Weihnachten 1942 legte Bonhoeffer vor seinen Freunden im Widerstand Rechenschaft ab; die Abhandlung trägt den Titel: Nach zehn Jahren. Selbstkritisch, zuweilen fast resignativ, schrieb er: »Wir sind stumme Zeugen böser Taten gewesen, wir sind mit vielen Wassern gewaschen (...) wir sind durch Erfahrung misstrauisch gegen die Menschen (...) oder vielleicht sogar zynisch geworden – sind wir noch brauchbar? (...) Wird unsere innere Widerstandskraft gegen das uns Aufgezwungene stark genug und unsere Aufrichtigkeit gegen uns selbst schonungslos genug geblieben sein, dass wir den Weg zur Schlichtheit und Geradheit wieder finden?«

Seit 1934 vertrat er, besonders auf der Ökumenischen Konferenz in Fanø, einen kämpferischen Pazifismus, vier Jahre später knüpfte er Kontakte zu den Widerständlern Ludwig Beck (1880-1944), Wilhelm Canaris (1887-1945), Hans Oster (1887-1945) und Karl Sack (1896-1945). Er setzte sich nachdrücklich für die »Barmer Erklärung« und die Bekennende Kirche ein, die ihn beauftragte, ein »Bruderhaus« für Pfarrer und Mitstreiter einzurichten und zu leiten. 1937, als sein Buch Nachfolge erschien, wurde ihm von den Nationalsozialisten die Lehrerlaubnis entzogen. 1939 fuhr er nach New York, wahrscheinlich, um einer drohenden Musterung und Einberufung zu entgehen. Freunde rieten ihm, in Amerika zu bleiben, denn er war in Deutschland schon als ›Staatsfeind‹ eingestuft worden. Aber er wollte zurück, denn er war wie mehrere Angehörige seiner Familie in Widerstandspläne gegen Hitler eingeweiht worden und wollte weitere Aufträge erfüllen. Widerstand, so wusste er, bedeutete bewusste Schuldübernahme; juristisch und politisch galt Widerstand schlichtweg als ›Hochverrat‹. Kirchenpolitisch konnte er nicht einmal auf die Bekennende Kirche bauen. Das Gebot »Du sollst nicht töten« tötete keinesfalls sein Gewissen ab. Theologisch stand daneben eine eher enggeführte lutherische Tradition des Obrigkeitsgehorsams gegen seine Entscheidung, die er bewusst traf, indem er vorzeitig aus den USA zurückkehrte. Am 5. April 1943 wurde er verhaftet, am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg auf ausdrücklichen Befehl Hitlers hingerichtet.

In einem Brief vom 22. 12. 1943 an seinen Freund Eberhard Bethge schrieb er: »Wir müssen es lernen, anders zu handeln als die Immerbedenklichen, deren Versagen wir ja aus größeren Zusammenhängen kennen. Man muss sich klar über das werden, was man will, man muss sich fragen, ob man es verantworten kann, und dann muss man es mit einer unwiderstehlichen Zuversicht tun. Dann und nur dann kann man auch die Folgen tragen. – Du musst übrigens wissen, dass ich noch keinen Augenblick meine Rückkehr 1939 bereut habe, noch auch irgendetwas von dem, was dann folgte. Das geschah in voller Klarheit und mit bestem Gewissen. Ich will nichts von dem, was sich seit damals ereignet hat, aus meinem Leben streichen, weder das Persönliche (– wäre ich anders verlobt? Wärest Du verheiratet? ...) noch das Allgemeine. Und dass ich jetzt sitze (erinnerst Du Dich an das Jahr, das ich Dir im vorigen März prophezeite?), rechne ich auch zu dem Teilnehmen an dem Schicksal Deutschlands, zu dem ich entschlossen war. Ohne jeden Vorwurf denke ich an das Vergangene und ohne Vorwurf nehme ich das Gegenwärtige hin; aber ich möchte nicht durch menschliche Manipulation in Ungewissheit geraten. Wir können nur in der Gewissheit und im Glauben leben...«

Der unglückliche Ausgang des 20. Juli 1944, der Bonhoeffer eine Überlebenschance zunichte machte, gab ihm trotzdem die Gelegenheit, mit einem Bewacher einen Fluchtversuch zu riskieren. Als er jedoch von den drohenden Verhaftungen seines Bruders und anderer erfuhr, verzichtete er darauf.

Als die Wächter ihn zu seiner Hinrichtungsstätte abholten, soll er einem englischen Mitgefangenen Grüße an seinen Freund Georg Bell, den Bischof von Chichester, aufgetragen haben mit den Worten: »Sagen Sie dem Bischof, dies ist für mich das Ende, aber auch der Anfang. Mit ihm (dem Bischof) glaube ich an unsere universale christliche Bruderschaft, die sich über alle nationalen Interessen erhebt, und glaube daran, dass uns der Sieg gehört.«

Bonhoeffers Opfer entlastete im Nachhinein manche, die nie zu einem solchen Einsatz ihres Lebens bereit waren und oft den angezettelten Krieg weniger als Zumutung empfanden als den versuchten Tyrannenmord; kein Wunder also, dass sie ihn zu vergessen trachten oder aber mit theologischen Einwänden zum Beispiel wegen der angeblichen Zerstörung der Wort-Theologie und der Auflösung der Zwei-Reiche-Lehre ablehnen. Oder man fragte so hinterhältig wie vordergründig arglos: Wer ist Bonhoeffer? Darauf wurde als Antwort versucht, ihn unter der irreführenden Bemerkung »Bonhoeffer über Bonhoeffer« mit eigenen Zitaten zu schlagen: »Man hat es entweder mit einem verstockten Sünder besonders bösartiger Natur oder mit einer ›bürgerlichsaturierten‹ Existenz zu tun, und einer ist dem Heil ebenso fern wie der andere.«

Die billigen Methoden selbstgefälliger Eiferer sind es nicht wert, besonders beachtet zu werden, denn sie entlarven das Niveau der Urheber selber, da man weder Erkenntnisse noch Bekenntnisse von der Existenz trennen darf, in der sie gewonnen wurden oder zerronnen sind. Andererseits sind sie jedoch bezeichnend für die Situation vieler Christen, die Bonhoeffer schon treffend durchschaute: »Überall Luthers Worte und doch aus der Wahrheit in Selbstbetrug verkehrt.« Oder in der »Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943« gibt er zu bedenken: »Die große Maskerade des Bösen hat alle ethischen Begriffe durcheinander gewirbelt. Dass das Böse in der Gestalt des Lichts, der Wohltat, des geschichtlich Notwendigen, des sozial Gerechten erscheint, ist für den aus unserer tradierten ethischen Begriffswelt Kommenden schlechthin verwirrend; für den Christen, der aus der Bibel lebt, ist es gerade die Bestätigung der abgründigen Bosheit des Bösen.« Eine Klarsicht, die ihn auf jedem Fall – im Gegensatz zu seinem Studenten Albrecht Schönherr, der später als Bischof in der ›DDR‹ die schändliche Formel »Christen im Sozialismus« verkörperte und Deutschlands Teilung sanktionierte – in eine ebenso unversöhnliche Gegnerschaft zur realsozialistischen Diktatur gebracht hätte wie zur nationalsozialistischen.

Sigmund Freud (1856-1939), der bemühte Atheist – wahrlich kein Freund der Bonhoeffer-Familie – glaubte, im Ursprung sei das Böse dasjenige, »wofür man mit Liebesverlust bedroht wird«. Das erinnert freilich an die Genesis, an die Vertreibung aus dem Garten Eden, an den Verlust der Gottesnähe, an das Verfluchtsein, nun für den Preis des Schamgefühls und der Erkenntnis im Schweiße seines Angesichts seinen Lebensunterhalt verdienen und unter Schmerzen gebären zu müssen. Das Böse, das »Annehmlichkeiten verspricht«, wird bekanntlich ausgeführt, wenn man sich sicher wähnt, nicht beobachtet zu werden. Der Unterschied zwischen Gedanke und Tat werde dadurch verwischt, wenn der strafende Gott »durch Aufrichtung eines Über-Ichs verinnerlicht«werde, denn nun lasse sich vor dem eigenen Über-Ich nichts mehr verbergen. Die Folge wäre: »Das Über-Ich peinigt das sündige Ich mit den nämlichen Angstempfindungen und lauert auf Gelegenheiten, es von der Außenwelt bestrafen zu lassen.« Wenn daraus auch kein zwanghafte Verhaltensfolge ableitbar ist, so lässt sich daraus immerhin folgern, dass Leute, die besonders tugendhaft sein wollen und sich dem suchenden Gärungsprozess eines hochbegabten Menschen in ihrer frömmelnden Art eines Pharisäers überlegen empfinden, oft einer größeren Versuchung gegenüber bösen Mächten ausgesetzt sehen als solche, die sich gar nicht willentlich vornehmen, besonders beispielhaft zu leben. Nicht jeder kann freilich die Kraft und Größe aufbringen, aus einem Kellergefängnis der Gestapo zu dichten: »Von guten Mächten wunderbar geborgen / erwarten wir getrost, was kommen mag. / Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, / und ganz gewiss an jedem neuen Tag.«

Damals wie heute lässt sich über die engherzigen – oder moderner ausgedrückt: eindimensionalen – Menschen sagen: »Sie gehen an der Fülle des Lebens und an der Ganzheit einer eigenen Existenz vorbei; alles Objektive und Subjektive löst sich für sie in Bruchstücke auf. Demgegenüber stellt uns das Christentum in viele verschiedene Dimensionen des Lebens zu gleicher Zeit; wir beherbergen gewissermaßen Gott und die ganze Welt in uns. Wir weinen mit den Weinenden und freuen uns zugleich mit den Fröhlichen; wir bangen... um unser Leben, aber wir müssen doch zugleich Gedanken denken, die uns viel wichtiger sind, als unser Leben... Welch eine Befreiung ist es, denken zu können und in Gedanken die Mehrdimensionalität aufrechtzuerhalten. (...) Man muss die Menschen aus dem einlinigen Denken herausreißen – gewissermaßen als ›Vorbereitung‹ bzw. ›Ermöglichung‹ des Glaubens, obwohl es in Wahrheit erst der Glaube selbst ist, der das Leben in der Mehrdimensionalität ermöglicht...«

Unsere Gegenwart im neuen Jahrtausend scheint meilenweit von dem schwarz-braunen Sumpf unserer Geschichte entfernt zu sein. Die Antifaschisten, Progressiven, Gutmenschen, Linksliberalen, die Friedens-, Menschen- und Tierfreunde regieren unser Land, nein, sie beherrschen es regelrecht bis in jede Opposition hinein. Gott kann getrost im Himmel thronen; wir kommen immer besser klar ohne ihn, denn wir lieben alle und alles, sogar den Stasi-Chef Erich Mielke (1907-2000), oder auch Gottes Sohn, unseren Kumpel Jesus. Jeder darf sein eigenes Leben ausnutzen bis zum Abwinken; jeder duzt möglichst jeden, alle Ausländer aller Welt sind uns willkommen, ihr Kinderlein kommet, oh, kommet doch all’, denn wer will sich hier noch mit eigenen Kindern herumplagen? Die Homo-Ehe wird sanktioniert, die Prostitution als ehrenwerter Beruf aufgewertet – welcher Damm ist noch nicht gebrochen? Sündenbewusstsein – was soll denn dieser Horror?

Wer noch einen Funken Ehre im Leibe verspürt und außerhalb volkseigener Gesamtschulen noch einen Hauch charakterbildender Erziehung mitbekommen hat und seinen Blick wenigstens beiläufig mit Demut nach oben zu richten vermag, der wird in Dietrich Bonhoeffer einen provozierenden, weil lebendigen, modernen und zugleich strengen und konservativen Mentor finden, der uns die Augen öffnet für eine mündig zu werdende Welt jenseits unserer frivolen Karnevalsgesellschaft, der wird in ihm einen begnadeten Seelsorger, wortmächtigen Dozenten und einen durch harte Erfahrungen geschulten Theologen erkennen, der noch weiß, wo Gottes Reich zu suchen ist.

»In anderen Zeiten mag es die Sache des Christentums gewesen sein, von der Gleichheit der Menschen Zeugnis zu geben; heute wird gerade das Christentum für die Achtung menschlicher Distanzen und menschlicher Qualität leidenschaftlich einzutreten haben.« So steht es unter der Überschrift »Qualitätsgefühl« in seiner Lebensbilanz ungefähr zwei Jahre vor seinem Tod. Schon damals setzte er »dem Prozess der Verpöbelung in allen Gesellschaftsschichten« die anzustrebende Haltung eines neuen Adels entgegen. »Adel entsteht und besteht durch Opfer, durch Mut und durch ein klares Wissen um das, was man sich selbst und was man anderen schuldig ist, durch die selbstverständliche Forderung der Achtung, die einem zukommt, wie durch ein ebenso selbstverständliches Wahren der Achtung nach oben wie nach unten. Es geht auf der ganzen Linie um das Wiederfinden verschütteter Qualitätserlebnisse, um eine Ordnung auf Grund von Qualität. Qualität ist der stärkste Feind jeder Art von Vermassung.«

Wenn einigen diese Sätze wie aus dem eigenen Herzen gesprochen vorkommen, dann muss man sich doch fragen: Ja, wo leben wir denn? Wirklich in einer wesentlich so ganz anderen Welt als in der vor über 70 Jahren?

Wer nicht in Resignation, weltferner Frömmelei oder gar im Zynismus enden will, der sollte sein einmaliges Leben nicht in der Jagd nach Posten und Positionen vergeuden, keineswegs um Macht, Geld und Ruhm kämpfen sowie sich von jedem Star- oder Führerkult freihalten. Wer sich den Blick von unten bewahrt, der durchschaut am meisten und verliert dazu nie den Himmel aus den Augen.

»Kulturell bedeutet das Qualitätserlebnis«, so Dietrich Bonhoeffer, »die Rückkehr von Zeitung und Radio zum Buch, von der Hast zur Muße und Stille, von der Zerstreuung zur Sammlung, von der Sensation zur Besinnung, vom Virtuosenideal zur Kunst, vom Snobismus zur Bescheidenheit, von der Maßlosigkeit zum Maß.«

Und ein Letztes sollte man freudig erkannt haben, wenn man sich mit Bonhoeffer beschäftigt hat: »Letzter Ernst ist nie ohne eine Dosis Humor.«

Bei Dietrich Bonhoeffer lassen sich Leben und Werk nicht voneinander trennen – so wird die große Biographie von Eberhard Bethge durch diese Darstellung der Theologie Dietrich Bonhoeffers ergänzt, die Bethge selbst als das seiner Lebensbeschreibung »verschwisterte Buch« bezeichnet hat. Bonhoeffers Leitfrage »Christus und die mündig gewordene Welt« dient als Motiv dieser Arbeit, die einen grundlegenden Zugang zur Theologie Bonhoeffers eröffnet. Zugleich zeigt dieses Buch eines katholischen Theologien die über Konfessionsgrenzen hinausreichende Bedeutung Bonhoeffers, dessen Denken für eine inzwischen immer dringlicher gewordene ökumenische Theologie und Praxis wegweisend ist.

 

Quellen:

Barth, Karl: Der Götze wackelt. Zeitkritische Aufsätze, Reden und Briefe von 1930 bis 1960, Hrsg. Karl Kupisch, Berlin 1961

Barth, Karl: Neueste Nachrichten zur neueren deutschen Kirchengeschichte? In: Klärung und Wirkung. Zur Vorgeschichte der »Kirchlichen Dogmatik« und zum Kirchenkampf, Hrsg. Walter Feurich, Berlin (Ost) 1966, S. 443-451

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, 19. Auflage, Reinbek 2001

Bonhoeffer, Dietrich: Widerstand und Ergebung, München 1970

Bonhoeffer, Dietrich: Werke, Bd. 1, München 1986; im Folgenden: DBW

Bonhoeffer, Dietrich: Ethik, 2. Auflage, München 1991

Bonhoeffer, Dietrich: Nachfolge, Hrsg. Kuske, Martin / Tödt, Ilse, Gütersloh 1992

Fischer, Hermann: Protestantische Theologie im 20. Jahrhundert, Stuttgart 2002

Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur. Und andere kulturtheoretische Schriften, Frankfurt 1994

Girard, René: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. Eine kritische Apologie des Christentums, München 2002

Heidegger, Martin: Was heißt Denken? Vorlesung Wintersemester 1951/52, Stuttgart 1992

Kierkegaard, Søren: Der Einzelne und die Kirche. Über Luther und den Protestantismus, Berlin 1934

Schleicher, Hans-Walter: Dietrich Bonhoeffer. In: 20. Juli. Porträts des Widerstands. Hrsg. Oberreuter, Heinrich, zweite aktualisierte u. überarbeitete Neuausgabe, Düsseldorf 1995

Scholder, Klaus: Die Kirchen und das Dritte Reich, Bd. 2, München 2000

Schultz, Hans Joachim: Wer ist Bonhoeffer? Gedruckt als Manuskript im Selbstverlag, zweite durchgesehene Auflage, Ahrensburg 1998

Weizsäcker, C. F. von: Gedanken eines Nichttheologen zur theologischen Entwicklung Dietrich Bonhoeffers, in: Genf ’76. Ein Bonhoeffer-Symposium, Hrsg. H. Pfeifer, München 1976

 

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