Ralf Willms

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einseitige liebesartige Gefühle

obwohl ich genau wusste, allein schon die Konstellation gibt es nicht her. und hey .., ich schau schon zuweilen in den Spiegel, was nichts zu nützen scheint .., wenn man so eingebildet, magisch eingewoben ist in seinen inneren Pfründen und Gründen.

so war ich einmal mehr alles selbst schuld. Und alles Leiden erscheint gerecht!

aber was war denn mein Vergehen?

so oft verrann ich mich.

was ist denn so schön daran, an einseitig sich aufbauenden liebesartigen Gefühlen ..

als sei mir ihre Anatomie unbekannt gewesen

dabei kenn ich sie in allen letzten Nuancen.

hatte ich sie denn gewollt?

ich hatte sie doch gar nicht erwogen.

aber ich hatte sie – die Konstellation gab wenigstens das her – dann doch gewollt, als sie kam, die Einseitigkeit .., aus wenigstens einem einfachen Grund: ich hatte solchen Aufbau in mir lange nicht erlebt.

ich begab mich also auf solche Eisglätte .., die sich zuerst so warm anfühlt, in der Neunundneunzigkommaneun-Gewissheit, wie das ausgeht.

was sind eigentlich liebesartige Gefühle ..

vielleicht sollte man da doch ein ganz anderes Wort nehmen ..

und wie verschieden fallen sie aus, wie verschieden gewichtet.

in diesem Fall waren es gute Gefühle, denn sie setzten sehr behutsam bei der Persönlichkeit an, waren wesentlich ein Nachdenken über die Person. Und hatten, neben den Begegnungen an sich, eine schriftliche Basis.

denn ich kann mich offenbar nicht erweitert auf jemand einlassen, den ich geistig nicht schätze.

bei dieser erfüllten Voraussetzung ließ ich es in mir selbst zu, die Welt wieder näher und intimer zu sehen, das brachte auch eine Menge Erinnerung, die sonst nicht gekommen wär.

als schreibender Mensch war ich sehr zufrieden damit, mit dieser Erinnerung, die ich plötzlich formulieren konnte wie vorher nicht.

ich erinnerte mich also:

wie mir am Ende mit solchen Gefühlen schon zum Sterben schlecht war.

das waren goldene Momente, ob das masochistisch ist, weiß ich nicht.

in einem Kokon aus Fantasien, die man sich nicht wild vorzustellen braucht.

eher ein zartes Fließen, nicht unähnlich dem ersten Aufbruch in die erste unbekannte Ferienlandschaft.

aber doch ganz anwesend. Als Jugendlicher schien ich mir schon selbst bedenklich und fragte ängstlich, ob es bei anderen auch so sei: gleich aufs Ganze verwiesen zu sein.

als ginge es gleich ums Alles-Geben und ums ganze Geliebtwerden.

das war immer so, auch ohne liebesartige Gefühle und ohne Bezugsperson.

seit x Jahren in tiefsten Winkeln seiner selbst

wie Kafka hausend, nur etwas anders

so fragt sich, welche Schnittpunkte es bei solcher Existenzform überhaupt noch gibt

zumal zu einer-jungen-Frau .. ich bestehe geradezu aus Doppel- und Mehrdeutigkeiten, „unterschwelligen Botschaften“, auf allen Ebenen übrigens, fern jeder Naivität, aber darin doch sehr naiv.

im Übrigen, bei mir ist das altersbedingt bereits so eine Art Finale, egal wie lang es noch geht, ich habe keine Zeit zu verschwenden mit „Halbheiten“, die ich dir nicht gerade unterstelle (aber was du von mir wolltest, weiß ich allerdings auch nicht, vielleicht ist „wollen“ auch zu viel gesagt).

so hatte ich mich auch noch mal erinnert an Erfüllung, solche, die nie mehr kommen kann. Ohne Auslösung bleibt das oft blass, jeder kennt es, kommt man zuweilen gar nicht mehr ran, an die Erinnerung.

auch die diaphanen Wasser und Seelen meiner Jugend kamen noch mal hoch ..

alles subjektiv, alles „Wahn“, ich meine, alles ziemlich unwirklich im Hinblick auf die „Interaktivität“, die sich zwischen uns ereignete. So kommen jetzt nur noch die Worte: es tut mir leid, verhindert zu haben, sich noch etwas kennen zu lernen. Und auch, was es dich an unangenehmen Begleitumständen gekostet hat. Nicht allzu viel, denke ich zunächst, und dennoch! Auch für mich ist es (die Dimension solcher Gefühle in deine Richtung) damit gewissermaßen abgeschlossen, der fließende fruchtbare unangemessene Rest wird noch etwas hintreiben, eben bis dahin, wo er leise versiegt.

 

Abb.: Zeichnung Ralf Willms 

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