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Dem Greifenden ist meist Fortuna hold. – 1725, den zweiten April – als hätte der erste um jeden Preis vermieden werden müssen – in Venedig geboren, aufgewachsen, in Padua zum Doktor beider Rechte promoviert, Dichter, Abbé und Lebemann, erste Reisen nach Korfu, Konstantinopel, Rom, Neapel, Mailand, Genf, Prag, Dresden, Wien – der kleine Zyklus, Fahrten, die stets an ihren Ausgangsort zurückführen, die Mitte, Venedig, das Maß – bis er sich eines Nachts, nicht ganz zwanglos, zu einer anderen Fahrt entschließt, zur Reise ins Innere der Biberrepublik, an ihr heimliches Zentrum: Am 25. Juli 1755 befindet sich Giacomo Girolamo Casanova – beklommenen Gemüts, wie er später schreibt, und wir haben, so versichern uns jedenfalls neuere Biographen, kaum jemals Grund, an seinen Worten zu zweifeln – auf dem Weg in die Bleikammern, das Staatsgefängnis, denunziert als der, der er ist und wohl einiges mehr. Als er es knapp eineinhalb Jahre später – von selbst gefertigten Spießen, gereimten Kassibern, dummboshaften Helfern und tölpelhaften Aufsehern geht da die Rede, von durchbrochenen Dächern, gigantischen Leitern, abergläubischem Schnickschnack, schier übermenschlichem Einsatz und, wie anders, von nichtsahnend-erbarmungsvollen Frauenhänden – auf ungewöhnlichen Wegen verlässt, ist ein Mythos geboren, und der fortan, unermüdlich die Karrenfurchen und Schlaglöcher der Alten Welt erprobend, die Länder Europas wie Beinkleider wechselt, weiß, dass die Empfehlungsschreiben und Schmähbriefe, diese fliegenden Blätter des Ruhms, schon bereitliegen, wohin er sich immer wendet: ein Emigrant, der auf die Institutionen seiner Vaterstadt nichts kommen lässt, ein lebendiger Garant überdies für die Richtigkeit seiner Botschaft, dass die Welt keine Mauern hat, den einzelnen, der weiß, was er will, und der die Gelegenheit zu ergreifen versteht, an der Ausführung seiner Pläne zu hindern – die Frauen vor allem hören es gern, und die Wissenden schweigen. Ein Emigrant aus der Reihe derer, die, unter den Bedingungen des Exils, sich ihrer Provinzialität zu entledigen wissen um der Durchführung der Person willen – »vorausgesetzt, man beginnt rechtzeitig und hat eine feste Konstitution.«

 

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