Im Umfeld des 150. Jahrestags der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins am 23. Mai 2013 gab es eine Reihe von Publikationen zur Sozialdemokratie in Deutschland. Eine der bemerkenswertesten ist die von Peter Brandt und Detlef Lehnert, Hochschullehrer an der FernUniversität Hagen bzw. an der Freien Universität Berlin. Das Buch spannt den Bogen von den ersten Elementen einer dezidiert linken sozialen und demokratischen Bewegung in Deutschland und im Exil nach 1830 bis in die jüngste Vergangenheit. Die Publikation in der vorwärts buch Verlagsgesellschaft der SPD verleiht ihr zusätzliche Autorität. Eine parteioffizielle Geschichte der SPD ist sie damit aber nicht.
Manuel Seitenbecher: Mahler, Maschke & Co.: Rechtes Denken in der 68er-Bewegung? Paderborn: Schöningh 2013. 557 Seiten.
1999 traten drei ehemalige 68er, Horst Mahler, Günter Maschke und Reinhold Oberlercher mit einer »Kanonischen Erklärung zur Bewegung von 1968« an die Öffentlichkeit. Überraschend postulierten sie, die 68er-Bewegung sei in ihrem Kern eine nationalrevolutionäre Bewegung gewesen. Da alle drei inzwischen auf der äusseren Rechten gelandet waren, unterstellten sie damit der aufrührerischen Neuen Linken eine rechtsgerichtete Grundlinie.
Das vom Sujet her schwierige Vorhaben, eine bedrückende Vergangenheit, die mit dem Signum ›Zivilisationsbruch‹ belegt ist, in historischer Konkretion zu vergegenwärtigen, unterliegt gemeinhin der Tendenz zu historisch-moralischer Belehrung. Fragwürdig erscheinen diesbezüglich Filmwerke aus amerikanischer Produktion, insofern sie über das fassungslose Entsetzen hinaus kaum geeignet sind, unter jüngeren Zeitgenossen Nachdenklichkeit und Sensibilität für menschliches Handeln in extremis, unter grauenvollen Umständen, zu schärfen. Genannt sei etwa der Film »Schindlers Liste« – ein makabres Heldenlied, selbst wenn der Held nicht ohne charakterliche Schwächen gezeichnet wird.