Al-Karkh
Al-Karkh ist ein westlich gelegenes Wohngebiet und in Al-Rusafa, auf der anderen Seite des Tigris, befindet sich der Hauptbazar der Stadt, dürftig ausgestattet und mit einigen Läden, die nur mittelmäßig instandgesetzt waren.
Der Bazar funktionierte weder formal noch funktional. Denn er war weder eine architektonische Einheit noch existierten die traditionellen Stände und Einrichtungen. Gleichwohl gab es einige Läden, welche der Tradition entsprechende Waren anboten.
Einige der Älteren erzählten von der vergangenen Schönheit des Bazars. Diese Schönheit war nicht mehr da. Alles war verkommen und eigenartig zurechtgezimmert. Vor den geschlossenen Läden sammelte sich Abfall jeglicher Art.
Der Schriftsteller Eli Amir beschreibt in seinem Roman »Der Taubenzüchter von Bagdad« die Atmosphäre eines jüdischen Bazars, die in allen Bazaren ähnlich empfunden wird. »Das geschäftige Treiben dort setzte bereits vor Sonnenaufgang ein und währte bis weit nach Sonnenuntergang ... Es waren Hunderte von Ständen, jeder mit seinen eigenen Farben und Düften. Lastenträger mit Körben voll Obst auf ihren Köpfen schrieen den Einkaufenden zu, ihnen Platz zu machen; Esel brüllten in die Menschenmenge hinein, die ihrem Karren den Weg versperrten; überall hörte man hitzig feilschende Kunden; sich lautstark unterhaltende Personen; vor Freude über ein Wiedersehen mit alten Freunden aufkreischende Frauen; fluchende, in dem Gedränge steckengebliebene Petroleumwagenfahrer; das Gezisch der Gaskocher in den Teeläden; das tiefe Prasseln der Backöfen - ohne diese Sinfonie von Klängen wäre der Suk so öde und ausgestorben gewesen wie am Sabbat und an jüdischen Feiertagen, wenn er geschlossen war.« (Europa Verlag München Wien, 1999, S.18)