Für und über die deutschen Frauen.
Neue hypochondrische Plaudereien.
Von Gerhard von Amyntor

Fortsetzung

Die Hypochondrie sitzt tief, die Liste der Gesprächsthemen ist lang. Von der ›Erschleichung geistiger Genüsse‹  über das, ›was sich für Damen schickt‹ bis ›Zur Naturgeschichte‹ der Frau reicht das Interesse des Autors, ist damit jedoch nicht erschöpft.

Er wendet sich an Bräute, Schwiegermütter und solche, die es werden wollen; handelt vom Sensationsbedürfnis, von der Nächstenliebe, einer schönen Sünderin, einem gefährlichen Freund des weiblichen Geschlechts und einer Besessenen.

Ebenso zur Sprache kommen ›Das Gemüt und die deutsche Frau‹, alte Jungfern, gesellschaftliche Bräuche und ›die Frau und die Philosophie‹.

Zu dem, was sich für Damen schickt, muss Tasso sich belehren lassen.

Erlaubt ist nicht, was gefällt – sondern erlaubt ist, was sich ziemt. Und weiter:

»Willst Du genau erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edlen Frauen an.«

Worauf Tasso kleinlaut widerspricht: »Nach Freiheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte«.

Nicht überraschend der naturgeschichtliche Befund des fraulichen Mangels an gesetzlichem Sinn. »Die Natur hat jedenfalls sehr weise getan, die Frau so zu organisieren, wie sie ist … das Wort ›fiat justitia, pereat mundus‹ wird sie immer in ›pereat justitia, fiat mundus‹ umkehren…“

Verblüffend die Einsicht, dass das Sensationsbedürfnis weite Kreise der modernen Menschen, die Frauen nicht ausgenommen, wie eine Epidemie erfasst hat und gegen das geräuschlos Werdende unempfindlich gemacht hat.

»Die jetzige Generation leidet an einer sinnlichen Hyperästhesie – dies beweist ihre immer hartnäckigere Abwendung von allem, was Sammlung und Vertiefung des Geistes voraussetzt, und ihr steigendes Interesse an allerlei Spektakeln, an klassischer und unklassischer Musik, an Schaustellungen unwürdiger und abgeschmackter Art – und andererseits krankt sie an einem moralischen Torpor, an einer psychischen Erschlaffung. Um den geistigen Menschen aus seiner Lähmung aufzustacheln, bedarf es besonders prickelnder Reizmittel … und sein Begehren und Suchen nach den verschiedensten Irritationen stellt sich als Sensationsbedürfnis dar…dieser Krankheitserscheinung unterliegt auch die Damenwelt.«

Schließlich das Kapitel vom Gemüt und der deutschen Frau:

»So wie wir im europäischen Staatenverbande die bestgehaßte Nation sind… so ist auch die deutsche Frau die bestgehaßte und bestverleumdete von allen Frauen der Kulturwelt.«

Dagegen erkennt der Autor nun eine ›tatsächliche, positive Größe‹, eine nicht wegzuleugnende und in die Augen springende Überlegenheit der deutschen Frau. »Diese Überlegenheit der deutschen Frau besteht in ihrem Gemüt.«

Und weiter: »Dies Gemüt ist ein Schatz, der unveränderlich und unverlierbar ist, wenn er nicht durch eine das weibliche Naturell außer Acht lassende Lösung der Frauenfrage langsam angebröckelt und geschädigt wird…«

Eben: wenn er nicht…

 

 

 

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