Zu den rätselhaften Sprachen der Welt, die gleichwohl jeder versteht, gehört die der Korruption: eine Sprache der einfachen Gesten, des Einverständnisses, das nicht vieler Worte bedarf, der Flunkerei, der Schönrednerei, des Betrugs und Selbstbetrugs genauso wie der ungeheuerlichsten Umwege und Verschleierungen. ›Geschmiert‹ nennt der Volksmund die Bestochenen und bezeichnet damit ihre Bereitschaft, im Sinne des ›Auftraggebers‹, sprich: der bestechenden Instanz, zu funktionieren. Solcher Rede liegt das Bild vom Getriebe der Welt voraus, in dem der Einzelne als Rädchen vorkommt, dessen Beweglichkeit nachgeholfen werden kann – wenn Gewalt und gute Worte nichts fruchten, dann eben mit ›Vorteilen‹. Worin sie bestehen, bleibt im Einzelfall ungewiss, aber die branchentypischen Muster sind denen, die es angeht, bekannt. Überhaupt liegt der gesunde Quell aller Korruption im Bescheidwissen. Wer nicht weiß, wie man’s macht, sollte tunlichst die Finger davon lassen, er könnte sich rasch verbrennen. Man sieht, die Metaphorik ist leicht und luftig, sie umspielt ihren Gegenstand, ohne ihn zu nennen, den letzten Schritt geht jeder allein, sobald er begriffen hat: So geht es auch.