Eine Bleckziege müsste man haben, seufzt die Bäuerin, so eine schöne Bleckziege! Die Bäuerin ist keine Bäuerin, sie war es nie. Gestütsbesitzerstochter, ja, das war sie einmal, ihre Erziehung sehnt sich nach den Weiten des Ostens, nur hingehen täte sie nicht, auf keinen Fall. Die Bleckziege tänzelt, rückt näher, zutraulich fast, stiebt davon. Komm, meine schöne Bleckziege, komm, murmelt die Bäuerin, und die Bleckziege kommt, kauert nieder, lässt sich kraulen und atmet tief.
Da hat die Bäuerin also eine Bleckziege. Sie wäscht sie, füttert sie, pflegt sie, es soll ihr an nichts mangeln. Nachts, wenn alle schlafen, führt sie sie aus, zeigt ihr die Häuser der Stadt. Komm, mein Kind, sagt sie, ich zeige dir, wo du einmal schlafen wirst. Und sie gehen, drei Häuser links, drei Häuser rechts, bis zur Kreuzung, dann kehren sie um oder sie biegen ab. Die Bäuerin zeigt ihr die Häuser, eins schöner als das andere, sagt: alles deins. Und die Bleckziege meckert ein klein bisschen, was ihr einen strafenden Blick einträgt.
Die Bleckziege, erwachsen geworden, läuft durch die Stadt. Sie läuft, klick-klack, auf leisem Huf. Niemand hört sie, wenn sie hinter ihn tritt, und dann – huh! – springt sie in ihn hinein, dehnt sein Gesicht, bis es schmerzt, und – meckert. Die Leute drehen sich um, sehen keinen Grund, und gehen weiter. Auch die Bleckziege ist schon weiter und hat ein neues Opfer gefunden, während das alte sich fassungslos in den Bart greift. Oder auch nicht. Manchen gefällt’s. Das sind die, die sonst nichts zu lachen haben. Nur nicht auffallen! Auffallen machen! So lautet das Versprechen der Bleckziege. Sie verspricht sich oft.

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