»Seine Aufnahmen sind von vehementer Präzision. Es reizt mich, für seine Bilder Worte zu finden, die ebenso scharf, randlos das Gegebene präsentieren. Das Gegebene? Das Gegebene. Das in den Weg Geworfene. Aber er ist auch ein Spieler. Seine Objekte blinken wie Murmeln in einem geheimnisvollen Spiel.«
Ulrich Schödlbauer
»Mich interessiert die Nahtstelle, an der sich die Fotografie aus der journalistischen Umklammerung befreit, ihren funktionalen (Reportage-)Charakter aufgibt – und die Kunst beginnt... Ich löse sie aus ihrem gewohnten Kontext, greife sie heraus, um sie vor neutralem Hintergrund in Szene zu setzen. So hat sie noch niemand gesehen.«
Walter Rüth
Gabi Rüth: Bann der Dinge – Gedanken zu Walter Rüths ästhetischem Konzept: grab_art
Ein Sturm treibt die Dinge vor sich her. Mäntel. Rasierer. Autos. Suppendosen. Zigaretten. Pfeifen. Flakons. Flaschen. Messer. Kurzfristig finden die Dinge Halt beim Konsumenten, bevor sie erneut erfasst und fortgetrieben werden, da das Begehren sich auf anderes richtet... weiter
Keine Kunst ohne Wirkung. Was immer die Kunst ohne Wirkung wäre – vielleicht etwas sehr Respektables oder sogar Kostbares –, sie wäre jedenfalls nicht mehr Kunst, das heißt, sichtbar gemachtes Können, das auf den Betrachter...weiter
Schatten gehören zur Welt. Schatten sind als physikalisch fassbares Phänomen fest verortet in der empirischen Sphäre. Schatten [ahd. scato]: dunkler Raum hinter einem beleuchteten, undurchsichtigen Körper. Zugleich reichen Schatten weit hinaus über jede naturwissenschaftliche Festschreibung: Sie stellen ein vielschichtiges metaphorisches und symbolisches Repertoire...weiter
Meine erste Begegnung mit der Kunst Walter Rüths – nicht mit seinen ersten Bildern, sondern mit dem, was er bald darauf grab_art nannte – verdanke ich, so unglaublich es klingen mag, einem Fahrradsattel. Dieser Sattel, wenn man ihn noch so nennen darf, hat sich aus seiner Halterung gelöst, er ist emporgestiegen, fast wie ein Tier, ein Marder oder ein Eichhörnchen, das sich kurzfristig auf seine Hinterbeine stellt, um zu schnuppern, vielleicht eine Gefahr...
›Grab_art‹ nennen wir das Ergreifen dessen, was auf jede erdenkliche Weise das Wirkliche heißt und gerade darum nur ergriffen werden kann, so wie es selbst an einem Morgen ergreift, den man im Gedächtnis behalten wird. So jedenfalls stellt sich dieser Morgen dar und ist verschwunden, sobald der Mittag naht, der andere Genüsse und Seltsamkeiten bereithält. Das Ergriffenwerden und das Ergreifen hängen miteinander zusammen, aber sie gehen nicht auseinander hervor...