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Einer, mit dem wir ins Gespräch kommen, unendliche Traurigkeit nehm ich bei ihm wahr, als habe man sein Gesicht runtergezogen, zu einem einzigen Schmerz hin. Der hatte doch auch mal ein Gesicht, eine Offenheit, war doch auch mal ein ›natürlicher Mensch‹ …

Nahezu jeder, der hier ist, hat viel durchgemacht, man sieht es in den Gesichtern, eine Persönlichkeit. Von 20-jährigen angepikst…

Es ist sinnlos.

Einzelne entwickeln sich, sterben. Neue Menschen wissen ›nichts‹. Keine Menschheitsentwicklung. Beziehungsweise … wo ist sie denn … ? Bei allen Kulturschätzen, Überlieferungen, wissen … grundlegend ›nichts‹, alles ist neu zu erwerben.

Andererseits hinter uns 30 Jahre jüngere … reden etwas unausgegoren, ich erinnere mich – an mich selbst, aber sie reden, denken, analysieren, stellen Fragen, zeigen Gesicht, sind hier!

Komme mir vor wie ein 1000-jähriger … so differenziert und stark, innen kompakt und reich.

Stabil und fragil zugleich.

Ebenso gesund wie verwundet.

Und glauben gegen mich vorgehen zu müssen – und der weit überwiegende Teil der Bevölkerung zieht mit –, nicht gegen mich persönlich, gegen einen Strukturfaden, eine Meinung, die ich mitvertrete, alles un-persönlich, doch die Wahrnehmung des Einzelnen ja dabei.

Hermann Hesse, geschätzt oder nicht, sprach mal von »Kindermenschen«. Und kein Zweifel: Sie wissen nicht … was sie … tun, wissen nicht, dass sie nichts wissen.