Als ich zu Reich-Ranickis Zeiten eine Handvoll Besprechungen für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb (damals schon Fatz genannt, obwohl sie es erst noch werden sollte), galt die Regel: Nichts liegen lassen! Ein Buch, das ungeöffnet vierzehn Tage auf dem Schreibtisch des Rezensenten herumliegt, ist überfällig, ein angelesen zurückgelegtes (um der Nachdenklichkeit Raum zu verschaffen) ist bereits tot. So kann man besprechen, aber nicht lesen. Das aggressiv Besprochene rächt sich, es bleibt ein Relikt, das sein Geheimnis nicht preisgibt, es wandert verschlossen ins Antiquariat oder in die Buchwand. Alles produktive Lesen hat seine Zeit. Wer sie staucht oder presst oder schnipselt, weil er keine hat, könnte es genauso gut lassen. Besser, einer macht sich Notizen und vertraut seinem Gedächtnis.

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