Ulrich SchödlbauerIonas. Gedicht

 

Die Frage, wer Ionas ist, hat mich ziemlich lange beschäftigt. Diese Figur war so eigen, sie trat so fremd in mein Leben, dass ich sie unmöglich als literarische Erfindung rubrizieren konnte. Sie stieß mir zu, wie nur ein Mensch einem anderen zustößt, ich kann es nicht anders sagen. Ich durchlebte seine Ankunft in einem wirren Strudel aus Gefühl, Eingebung, Aufzeichnungszwang, Befremden und Öffnungszwang, als Obsession. Ich habe niemals vermocht, am Ionas so zu schreiben, wie man an anderen Texten schreibt, selbst an Gedichten. Ionas kam, herrisch, nehmend, und ging, wie er kam: plötzlich. Dazwischen vergingen Monate, Jahre, in denen mich die entstandenen Texte anfunkelten, als liege in ihnen das Geheimnis meiner Existenz und dächte nicht im Traum daran, sich zu lüften. Ionas hat sich selbst, als Text, erzwungen. Ich könnte es mir leicht machen und sagen: Ich bin nicht zuständig.

(Nur das Ende bleibt stärker. Gespräch über Gedichte)