V Die SDP wird zur SPD(-Ost)

Die SPD mit ihrer nur kompliziert erklärbaren Haltung zur deutschen Frage hatte sich eindeutig die schlechteren Karten gemischt. Zuerst das zögerliche Ja zur Deutschen Einheit durch den SPD-West-Parteivorstand Anfang Dezember 1989, dann das einheitskritische Agieren Lafontaines auf dem Berliner Programmparteitag, die Situation für uns Ostsozialdemokraten war eine auf vermeintlich hohem Bevölkerungszustimmungsniveau zwischen Baum und Borke taumelnde Partei. Hinzu kamen ab und an indifferente Auffassungen des SDP/SPD-Ostvorstandes zur deutschen Frage. Geradlinigkeit, Selbstsicherheit mussten anders aussehen. Die Sozialdemokraten hatten sich in eine schwierige Lage gebracht. Der innerparteiliche Verdruss hierüber war jedenfalls in den südlichen Bezirken recht groß. Die alte Kluft zwischen der Provinz und Ostberlin tat sich wieder stärker auf.

Wir benötigten endlich wieder mehr Klarheit und vor allem den öffentlich deutlichen Nachweis, dass wir Ostsozialdemokraten von Anfang an zur deutschen Sozialdemokratie gehörten und als gesamtdeutsche Sozialdemokraten unsere frisch gewonnenen Freiheiten in der Deutschen Einheit absichern wollten. Kurz gesagt, so schnell wie möglich musste aus der SDP eine SPD/Ost werden! Gleichzeitig würde die Umbenennung in SPD der SED-PDS den Weg abschneiden, sich transformatorisch in SPD umzubenennen und an unserer Statt als natürlicher Partner der West-SPD die Öffentlichkeit zu verschaukeln.

Dies gelang am 13. Januar 1990 in Berlin. Vom 12. bis 14.01.1990 fand hier die erste DDR-weite SDP-Delegiertenkonferenz statt. Für die Region Leipzig kann ich sagen, wir hatten nur Delegierte nach Berlin entsandt, die uns vorher versicherten, für die Umbenennung in SPD zu stimmen. Es war eine Herzensangelegenheit und sollte auch der Wiedergewinnung wegen Lafontaine verlorenen Vertrauens dienen. Für die Leipziger Montagsdemonstrationen trat dieser Effekt auch für einige Wochen wieder ein.

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