Renate Solbach: Sarkophag

Auctoritas mundana

Let me know … what shall I do? – Das Verlangen, schreibt Francis Fukuyama in seinem Buch Identity: The Demand for Dignity and the Politics of Resentment, Identität auszustellen und für sie unbegrenzten Zugang zu den Ressourcen der Gesellschaft zu einzufordern, sei der beherrschende Zug der gegenwärtigen Politik. Im Schatten der Klimabombe ist eine andere Gefahr herangewachsen: das ebenso radikale wie ridiküle Verlangen nach autoritärer Weisung, vorausgesetzt, sie bedient sich einiger ultimativer Mittel der Einschüchterung durch höhere, sich durch Arkanwissenschaft mitteilende Mächte. Das klarste Kennzeichen von Arkanwissenschaften besteht in der Trennung von Adepten und Meistern. Nur letztere verfügen über den Zugang zu den letzten Geheimnissen des Wissens: den überaus kostbaren Denkmaschinen, ihrer Software und den Entscheidungen, die in jede Klimamodellierung einfließen, um der Welt als untrügliche Wahrheit vorgesetzt zu werden, auf dass sie daran … ersticke? … genese? Die breite Klasse der Adepten hingegen – was weiß sie schon? Wir, die wir uns mit Klimaforschung auseinandersetzen, sind Klimaforscher. Auf dieser Basis ist auch eine schwedische Schülerin Klimaforscherin: eine Adeptin, der man gestattet hat, einige Grade zu überspringen, weil ihre Außenwirkung es nützlich erscheinen lässt, selbst wenn dabei letztlich nicht mehr herauskommen sollte als ein paar Fotos mit den Mächtigen und Halbmächtigen dieser Welt und Aufzeichnungen von Auftritten, über die man in ein paar Jahren den Kopf schütteln wird. ›Greta‹ weiß, was zu tun ist, denn sie trägt das Wissen – eine der Trägerinnen des Lichts, das aus dem Jenseits der Entscheidungen auf jeden fällt, in dessen Herzen die Entscheidung reift, diese dem Untergang geweihte Welt nicht mehr hinzunehmen, wie sie ist, sondern sie … nun ja, zu verändern, wie alle Tuwas-Akteure unablässig verkünden, seit Marxens elfte Feuerbachthese zum frei flottierenden Kulturgut geworden ist: »Die Philosophen haben die Welt / nur verschieden interpretiert, / es kommt aber darauf an / sie zu verändern« (Inschrift an der Haupttreppe der Humboldt-Universität). Wie die Auguren wissen, erregt das von Engels nachträglich eingefügte ›aber‹ seit altersher die Gemüter der Eingeweihten. Existiert ein Hiatus zwischen Wissen und Veränderung? Darf es ihn geben? Soll es ihn geben? Wenn die ›Wissenden‹ die Vertreter der ›Praxis‹ mit den unteren Graden des Wissens belehnen – verändern sie dann das Wissen oder die Praxis? Beides natürlich und beides läuft, in the long run, auf Zerstörung hinaus. Es sind die unteren, zu Wissenden ernannten Grade, welche die höheren im Wissen fixieren und es dadurch als Wissen entwerten. Das zumindest sollte die Geschichte der marxistischen Bewegungen hinreichend gezeigt haben.

Konjunkturen

Die Wette Pascals, seit längerer Zeit ruhend, hat sich mit äußerster Vehemenz zurückgemeldet: Es ist besser zu glauben, als an der Seele Schaden zu nehmen. Was aber als Glauben firmiert, soll jetzt und in alle Ewigkeit Wissenschaft heißen: ein Wissen darum, wie man mit ein paar theoretischen Handgriffen nach Belieben Weltuntergangsszenarien aus der Retorte erzeugt und damit die Welt aufs Neue verzaubert. Denn alle Lust will Ewigkeit (Nietzsche) – und alle Ewigkeit, in menschliche Dimensionen gepresst, wünscht sich zum Teufel. Wenn die Konsumgesellschaft Lust verheißt, dann erreicht sie hier, als Angstlust am Untergang, ihr theoretisches und praktisches Maximum.

Warum sollte eine frisch missionierte Bevölkerung vom Glauben abfallen, nur weil ein paar Missionare der Konkurrenz aufkreuzen und zum Streitgespräch auffordern? Das ergibt keinen rechten Sinn. Jedenfalls dann nicht, wenn man bedenkt, dass ein rechter Glaube sich nicht auf einen dürren Satz reduzieren lässt, sondern ebensosehr den Tagesablauf des Menschen (»Aufwachen!« – »Tu was!«) umfasst wie sein Leben in der Natur (»Dieser wundervolle Kreislauf ist in Gefahr!«) und seine gesellschaftlichen Kämpfe (»Die sind doch krank« – »So geht’s nicht weiter!«). Es ergibt keinen Sinn, wenn man bedenkt, dass jene exotischen Missionare den Leuten damit den Universalschlüssel zum Verständnis dessen, was nun einmal geschieht, aus der Hand nehmen und ihnen stattdessen versprechen, sie kämen auch ohne ihn überall hin. Die Antwort an die Versucher kann sich jeder selbst geben: »Mag sein, mag nicht sein. Aber sicher ist sicher. Warum gibt’s heuer wieder keine weiße Weihnacht?« Wer auf diese Frage nur mit den Schultern zuckt und etwas vom nächsten Jahr murmelt oder vom nächsten Jahrzehnt, in dem wir alle noch ganz schön klappern werden, der kann gleich einpacken, weil er die göttliche Strafe unterschlägt wie einst Thomas Edison, als er den Blitzableiter erfand.

Mit Strafandrohungen fängt man Menschen. Rebellisch werden sie erst, wenn ein Gleichgewicht der Schrecken ihnen jeden Ausweg verbaut. Trotzdem weiß jeder, der sich mit diesen Dingen beschäftigt: Unter der Oberfläche des neuen Glaubens überleben, zweckmäßig camoufliert, stets ältere Riten und Glaubensreste. Entsprechend stellt sich die Automobilindustrie auf die Wünsche der Kundschaft nach weniger CO2 und nachhaltigerem Konsum mit PS-strotzenden E-Autos ein, deren ›Ausstoß‹ durch den Verweis auf grüne Energie aus der Steckdose hinter den Vorhang verlegt wird (ähnlich wie die EU das Elend der Abweisung Einwanderungswilliger in die Europa-Anrainerstaaten verlegt und ihnen dafür Geld und Equipment in die Hand drückt) – so haben alle ein gutes Gefühl und der öffentliche Nahverkehr bleibt das Stückwerk, das er nun einmal ist.

Konservativ bleibt, allen Umbau-Ankündigungen zum Trotz, auch das Vorsorgeverhalten der Staaten. Zwar spendieren die wohlhabenderen unter ihnen dem Sprößling Klimaschutz hier und da ein paar Millionen, damit er sich ausleben kann. Doch schon die Ankündigung einer Regierung, sie werde in naher Zukunft ganz andere Summen ›in die Hand nehmen‹, treibt den Hütern der ordnungspraktischen Prioritäten die Zornesröte ins Gesicht. Dabei eignet sich die Rede von Prioritäten doch bestens dazu, Spannungen abzubauen, weil … nun, weil sie aufs Haar rituellen Anrufungen gleicht, nach denen seit eh und je Gläubige unbekümmert zum eigentlichen Geschäft überzugehen pflegen. Schlecht ist das nicht. Eine Berggemeinde, die ihre Schneepflüge abschafft, »weil wir künftig mit wärmeren Wintern zu rechnen haben«, darf sicher sein, dass sie damit das nächste Schneechaos auf ihren Straßen programmiert. Vorsorge geht anders.

Soll heißen… Es gibt Missionierungszyklen, gegen die Skeptiker (oder Widergläubige) vergeblich anrennen, weil ihre Dynamik etwas mit der menschlichen Psyche und der Art, wie Denken nun einmal funktioniert, zu tun hat, aber ebenso mit sozialen und kulturellen Verlaufskurven, die sich an der Sicherheit von Handel und Wandel oder an der Gier der Besitzenden und den dadurch erzeugten Abhängigkeiten orientieren. Hinzu tritt das Bedürfnis des Staates nach einem einheitlichen, den Gesetzesrespekt sichernden Ethos seiner Bewohner, das sich bekanntlich am einfachsten durch gemeinsame ›starke‹ Überzeugungen herstellen lässt. Der alte Satz ›cuius regio eius religio‹ spukt stärker in den liberal verfassten Gemeinwesen, als das garantierte Recht auf Religionsfreiheit es zum Ausdruck bringt. Wer die traditionell religiöse Ebene freilässt, muss dem Gemeinwesen einen zweiten Boden aus gemeinsamen Grundüberzeugungen einziehen. Auch der Glaube an den freiheitlichen Verfassungsstaat unterliegt Zyklen und tendiert zur Aufnahme frischer Dogmen, sobald die Zeit reif dafür ist.

Dennoch war die spöttisch-verzweifelte Rede von einer ›Klimareligion‹ lange Zeit nicht mehr als ein Pfeifen im Walde. Missionare erschaffen keine Religion, sie bringen sie nur mit. Ihr Geschäft ist die Verbreitung und Festigung immer derselben Botschaft. Das unterscheidet sie von Nachrichtenverkäufern, bei denen die nächste gleich hinterdreinkommt. Solange das ›Sacrum‹ fehlt, das Allerheiligste, steht jede Mission auf wackligem Boden. Mit dem Auftauchen einer neuen Klasse sozialer Geschöpfe ändert sich das. Ob Greta Thunberg alle Kriterien des göttlichen Kindes erfüllt, mögen Religionsexperten herausfinden. Zu den heiligen Jungfrauen, deren Berührung Dein Leben zu ändern und damit den bitter nötigen Heilungsprozess einzuleiten vermag, gehört sie gewiss. Es versteht sich, dass dieses Personal, einmal aufgetaucht, für Turbulenzen sorgt. Auch krasse Negativreaktionen zählen dazu. Das hat nicht viel zu bedeuten. Auf den Prozess, seine innere Dynamik und seine Stärke kommt es an. Die meisten Religionsansätze laufen sich tot, weil das Feld zu dicht besetzt ist oder von überstarken Akteuren beherrscht wird.

Abenteuer Religion

Wenn der Mensch das Tier ist, ›das Religion hat‹, dann lassen sich regelmäßig wiederkehrende Erscheinungen wie die Greta-Rackete-Bewegungen (und, in Grenzen, die Klimabewegung insgesamt) als Produkte eines annähernden Totalversagens des Christentums im Hinblick auf die Wahrung und Hegung des Sacrums begreifen. Womit auch die grosso-modo-Aufteilung der Weltbevölkerung in Täter und Opfer des Klimawandels ihre Erklärung findet. Zu ihren grotesken Zügen gehört, dass einige der größten Welt-CO2-Produzenten unter den entwickelten Volkswirtschaften Asiens sich nach wie vor auf der Opferseite tummeln. Die mit sich selbst zerfallene Christenheit stellt das gegebene oder ›gesetzte‹ Täter-Reservoir dar, an dem die unfrohe Botschaft vom menschengemachten Klimawandel sich abarbeitet. Das erklärt, warum in den USA, in denen christliche Religiosität noch als soziale Kraft pulsiert, die Klimaszene sich tief gespalten zeigt, während in den religiös abgebrühten Zonen Europas die Betroffenheit und der blinde Glaube an hochriskante Projektionen weit überwiegt – vor allem in den nominell protestantischen Ländern, wo die liebevolle Begleitung von Bürgerbewegungen in den Gemeinden die mehr oder weniger offene Abwesenheit kirchlich vertretener Glaubensinhalte kaschiert.

Eine Religion, die ihre Gläubigen zu Welt-Übeltätern stilisiert und eine staunende Schar von Ungläubigen in die unerbetene, aber dankbar angenommene Opferrolle drängt, hat die Welt bislang nicht gesehen. Kein Wunder, dass alle denkbaren Profiteure und Non-Profiteure gespannt sind, wie es auf dieser Linie weitergeht. In neuerdings aufgelegten Szenarien trägt das frei flottierende Kapital der Weltmärkte Elemente einer langfristig wirksamen Abwrackprämie für die europäischen Ursprungsländer der Industrialisierung, und die philanthropischen Reichen der Neuen Welt samt ihren deutschen, französischen oder auch hellenischen Golfpartnern sind alle mit von der Partie. Aufgescheucht durch fleißig antichambrierende und sprunghaft den öffentlichen Raum ›bespielende‹ Apokalyptiker, verlagert sich die edle Kunst staatlicher Selbstbegrenzung von der Außen‑ und Ordnungspolitik auf den ökonomischen Sektor – nicht, wie unter der Ägide des ›Neoliberalismus‹, mit dem Ziel, den Staat zurückzudrängen, sondern um einer Ökonomie der Selbst‑ und Fremdbescheidung den Weg zu bereiten, in der das private Wirtschaften, unter den Symbolaspekt gestellt, mit satanischen Zügen ausgestattet wird – jedenfalls dann, wenn man den ganz gewöhnlichen Trommlern zuhört, unter denen sich, neben Technikutopisten, erstaunlich viele ›gestandene‹ Politiker und ganze Parteien finden: Friedenskämpfer zuhauf, denen das Böse auf der Zunge tanzt, als habe es Aufklärung nie gegeben. Das fügt der Rede vom ›gemeinsamen Haus Europa‹ eine perfide Note ein: Wo nur noch der Frieden (mit den Nachbarn und mit der Natur) zählt, da herrscht bald schon Grabesruhe, es sei denn, es findet vorher eine große Umwidmung intellektueller Ressourcen statt oder das allzeitmürbe Christentum bettet sein Haupt anderswo ins herbstliche Laub.

Am Rande der Zeit

Nein, sie werden die Religion nicht los, die durch alle Verwandlungen geschrittenen Europäer. Dafür sorgt bereits der wiedererstarkte Islam, dessen Quellen, abgesehen von den geistigen Zentren, im Ölgürtel sprudeln, also gerade dort, wo der horrifizierte Konsum sich seine beliebtesten Energieträger holt. So gesehen ist die Verwandlung des westlichen Christentums in die erste weltumspannende Religion des postideologisch-postindustriellen Zeitalters in vollem Gange und die Klimareligion, falls das Pflänzchen bereits diesen Namen verdient, darf als eine der ersten Hybridbildungen gelten, die in ihren Treibhäusern gedeihen. Erdumspannend ist bisher an ihr, vom Emissionshandel und vergleichbaren magischen Praktiken abgesehen, allein der fordernde Habitus und das Warten darauf, dass sich die staatlichen Scheckbücher öffnen. Doch was nicht ist, kann noch werden. Wie erfolgreich lässt sich der postchristliche Heiligenkalender exportieren? Keiner weiß es, doch eines scheint sicher: Vi kommer att ha mycket att skratta om.

Klimawandel ist ein Bestandteil der Erdgeschichte. Er vollzieht sich in Zeiten und Räumen, an denen die Menschheit nur am äußersten Rande partizipiert. Fast alles, was man über ihn weiß, beruht auf Rekonstruktion. Diese Disziplin ist noch jung, entsprechend vorläufig gestalten sich ihre Auskünfte. Doch selbst vorausgesetzt, man bezieht sich bloß auf die jüngsten Entwicklungen im Industriezeitalter, um in ihnen die Spur des Menschen zu erkennen und auszuwerten, so bleibt es, aus dem Blickwinkel der Statistik, merkwürdig genug, dass die spezielle Vorsehung, genannt Evolution der Technik, just zu jenem Zeitpunkt der Menschheit das technische Equipment und die entsprechenden Datenreihen zur Verfügung gestellt hat, in dem das Weltklima, angetrieben durch den Faktor Mensch, katastrophal zu entgleisen droht. Weh dem, der Arges dabei denkt oder sich zu blinzeln untersteht. Man mag das, auch als Wissenschaftler, einen glücklichen Zufall nennen. Doch aus der Welt schaffen lässt sich die extreme Unwahrscheinlichkeit dieses Vorgangs nicht. Plausibler erscheint manchem fachfremden Laien da schon die Vorstellung, die schiere Verfügbarkeit des Equipments, verbunden mit einer gewissen ›alarmistischen‹ Handhabung, könnte das permanente Weltgericht auf die Köpfe post- und neuchristlicher Bekenner niedergezwungen haben. Wie man es immer wenden mag, eines ist gewiss: Maximales Unheil verheißt maximalen Gewinn.

Anhang: 12 Regeln für Klimakämpfer

1. Beweise dein wissenschaftliches Format durch kreative Verwendung des Wortes »unbezweifelbar«, wahlweise zu ersetzen durch Ausdrücke wie »fest steht«, »wie wir seit … wissen« und immer wieder: »darüber kann es keine Zweifel geben«, als sei das von der anderen Seite Bezweifelte gerade das, worüber jeder Zweifel durch über jeden Zweifel erhabene wissenschaftliche Forschung ausgeräumt wurde – was selten der Fall ist.

2. Antworte nie direkt auf einen Einwand. Benütze ihn vielmehr, um den Gedanken auszubreiten, auf den es dir ankommt.

3. Unterlasse es nie, einen Gegner als Gegner zu markieren, wenn du dich auf ihn einlässt. Das kann durch ein mokantes Lächeln geschehen oder ein gezielt platziertes »Alles Ladenhüter!«, aber die sicherste Methode ist doch, ihn mit einem Publikationsort, einer Forschungseinrichtung oder einer Lobby in Verbindung zu bringen, bei deren Nennung das Publikum gleich weiß, woher der Wind weht.

4. Komplexitätsreduktion ist eine Waffe. Benütze sie mit Umsicht! Die Dinge liegen nie so einfach, wie der Konkurrent sie erscheinen lässt, aber sie lassen sich stets auf einen einfachen Kern bringen, der den anderen als begriffsstutzig dastehen lässt: Wer das nicht begreift, was begreift der überhaupt?

5. Worum es dir, worum es dem anderen geht, ist nie so wichtig wie das, worum es in der Welt der Entscheider geht. Beherrsche die Kunst, jederzeit den kleinlichen Streit um Fakes & Fakten fahren zu lassen, um dich in die großen Linien der Politik und der Weltrettung einzuklinken: Das Publikum und die Moderation werden es dir danken. Was ist der andere doch für ein armer Tropf!

6. Vergiss nie: die Moral ist auf deiner Seite. Das wissenschaftliche Ethos verwandelt sich auf dem Weg in die Öffentlichkeit in Pathos. Es ist der hohe Ton, der die Musik macht.

7. Leugner sind immer die anderen. Du selbst stellst fest.

8. Wissenschaftler ist, wer mit Mythen aufräumt. Lass keinen Zweifel daran, dass du Mythenaufräumer bist, dein Gegner hingegen Mythenverbreiter. Wissenschaftler, die Mythen verbreiten, haben es versäumt, ihre Hausaufgaben zu machen. Du hast deine Hausaufgaben gemacht, also die Pflicht, darauf bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit hinzuweisen.

9. Kein Argument der Gegenseite ist frisch. Daher ist es unter deiner Würde, sich mit ihm zu befassen. Verweise stattdessen darauf, wer alles es bereits widerlegt hat, am besten schon vor Jahren oder Jahrzehnten. Das zeigt den Champion.

10. Da du die Position der Vernunft vertrittst, ist es nur natürlich, dass du auf eine lange Genealogie verweisen kannst. »Wie schon Arrhenius zeigen konnte…« Die Ahnenreihe verschafft deiner Position Legitimität. Legitimität ist wichtig, in manchen Situationen fast alles.

11. Lass keinen Zweifel daran, dass Unwissenheit und böse Absicht im Begriff sind, das bereits Erreichte zu gefährden, und dass du die Öffentlichkeit nur aus dem einen Grund aufsuchst, um noch zu retten, was zu retten ist. Schüttle den Kopf über soviel Unvernunft, wie sie dir entgegenschlägt, zeige dich tief deprimiert durch die Dominanz eigensüchtiger Motive und gib dem Bedauern Ausdruck, gegen sie anreden zu müssen, statt unter besser informierten Zeitgenossen eine Flasche zu köpfen und hinter den Zahlenreihen zu verschwinden, welche die Welt bedeuten. Denn dort gehörst du hin.

12. Signalisiere mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln, dass auf deinen Schultern die Last der Verantwortung für die Zukunft liegt und der andere dich nur mit mehr oder weniger unlauteren Mitteln daran hindern will, deinen Weg zu gehen. Es ist also keine Sache zwischen dir und ihm, sondern eine zwischen der Welt von morgen und den sie umlauernden Mächten der Finsternis. Ist das verstanden, folgt alles andere nach.

Literatur

BRENDAN DEMELLE: Top ten climate deniers https://www.beforetheflood.com/explore/the-deniers/top-10-climate-deniers/

FRANCIS FUKUYAMA: The Demand for Dignity and the Politics of Resentment, Profile Books Ltd 2018; dt.: Identität: Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet, Hamburg 2019

Clima, una petizione controcorrente, mercoledì 19 giugno 2019 http://www.opinione.it/cultura/2019/06/19/redazione_riscaldamento-globale-antropico-clima-inquinamento-uberto-crescenti-antonino-zichichi/?altTemplate=Stampa&fbclid=IwAR1vM7xTPLnOBUuugJSK9yodUe-nYBhdhNCGR1PTYkhLjSdRC6aQtNf9ejg)

Intergovernmental Panel on Climate Change https://www.ipcc.ch/

Max-Planck-Institut für Meteorologie https://www.mpimet.mpg.de/startseite/

STEFAN RAHMSTORF / HANS JOACHIM SCHELLNHUBER: Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie, München 82018

HANS VON STORCH: Demokratische Willensbildung – die Rolle der (Klima)forschung, in: Iablis 2017 https://www.iablis.de/iablis/themen/2017-die-leidgepruefte-demokratie/thema-2017/367-demokratische-willensbildung-die-rolle-der-klima-forschung

HANS VON STORCH: Auch Religion ist Wissen. Vortrag vor dem Deutschen Ethikrat, in: Salonkolumnisten v. 1.11.2019 https://www.salonkolumnisten.com/auch-religion-ist-wissen/

HANS VON STORCH / WERNER KRAUSS: Die Klimafalle: Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung, München 2013

HANS VON STORCH / NICO STEHR: Die unsichtbaren Elefanten in der Klimapolitik, in: Iablis 2019 https://www.iablis.de/iablis/themen/2019-formen-des-politischen/thema-2019/562-die-unsichtbaren-elefanten-in-der-klimapolitik

GRETA THUNBERG: Ich will, dass ihr in Panik geratet. Reden. Meine Reden zum Klimaschutz, aus dem Englischen von Ulrike Bischoff, Frankfurt am Main 2019

GRETA THUNBERG, SVANTE THUNBERG, MALENA ERNMAN, BEATE ERNMAN: Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima. Aus dem Schwedischen übersetzt von Ulla Ackermann, Gesa Kunter u. Stefan Pluschkat. Fischer, Frankfurt am Main 2019

Umweltbundesamt: Klimawandel-Skeptiker https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimawandel/klimawandel-skeptiker/antworten-des-uba-auf-populaere-skeptische%20-%20textpart-1

Wikipedia: CO2 Concentrations https://vi.wikipedia.org/wiki/T%E1%BA%ADp_tin:CO2_concentrations.ogv

Zero Hour http://thisiszerohour.org/

Alle Netzangaben geprüft am 10. 11. 2019

Eine Kurzfassung des Beitrags erschien unter dem Titel Die apokalyptischen Reiter der Klimapolitik (Teil 1-4) auf der Achse des Guten.

 

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