Ulrich Schödlbauer

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Lege den Colt erst dann auf den Tisch, wenn es nötig wird. Fac ten Chek hatte den Western vergessen, in dem dieser Satz fiel, ein Klasse-Western mit Starbesetzung. Er glaubte ihn geträumt zu haben, bevor man ihn damals holte. Wo blieben die Fakten? Selbst wenn es sie gab – irgendwo gab es sie, dessen war er sich sicher –: Wohin mit ihnen? Auf den Tisch –? Auf welchen? Welcher Tisch war der seinige? Dieser hier war es nicht länger, mehr als eine Blumenvase würde er ihm nicht spendieren. Wann immer er Fakten auf jemandes Tisch gelegt hatte, hatte es sich um Sprengstoff gehandelt, sorgfältig ausgesucht und zusammengestellt, geeignet, Menschenleben zu zerstören und Karrieren ›durch die Decke gehen zu lassen‹, wie der unsinnige Ausdruck lautete, den er vor kurzem gehört hatte und gern vergessen wollte. Hatte man ihm jemals Fakten anderer Art präsentiert? Wohl kaum. Sobald einer sagte: »Das sind die Fakten«, hieß es: ›Nimm das und frage nicht.‹

Es war der gute Glaube, der jeglichem Handeln Kraft verlieh.

Welcher Glaube mag wohl der beste sein? Fac ten Chek lachte in sich hinein. Er erkannte die asiatische Praxis wieder, sich gegenseitig Umschläge in die Hand zu schieben, ohne auf den Inhalt zu achten. Ihm war bewusst, welche Sanktionen drohten, wenn etwas damit nicht stimmte. Irgendetwas kommt immer heraus. Ob irgendwann alles herauskam, wie es das Sprichwort wollte, wagte er zu bezweifeln. Er jedenfalls hatte immer guten Glaubens gehandelt. Später, wenn alles gleichgültig wurde, war auch der gute Glaube dahin. Er war nicht schlecht geworden, er war dahin. Lege den Colt erst dann auf den Tisch, wenn es nötig wird. Wenn der Glaube aufgebraucht ist, zeigt sich der Mann. Er trägt Jeans, sein Blick funkelt, er reißt sich die brennende Zigarette von den Lippen und ist bereit. Wozu? Zu einem Gespräch unter Freunden? Dazu ist es zu spät.

Der Assistent rückte näher, seine Augen funkelten und Fac ten Chek staunte: derselbe Glanz, derselbe Satz, dieselbe Absicht. Was für ein Jammer! Sie hätten sich aussprechen sollen.

Ein großes Team – und jetzt lief alles auseinander.

 

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