2
Sie schwiegen noch immer.
Ein Stein traf Clandestinos Rücken und gleich darauf ein zweiter.
Ein dritter zerkratzte seinen Fußknöchel und brachte ihn zu Fall.
Da wurde ihm bewusst, dass er unter die Räuber gefallen war.
Er sah sich um, fand aber nur einen.
Der kam ihm sattsam bekannt vor.
Clandestino wunderte sich.
Vermeinte zu träumen.
»Rapolter! Du? Welch Irrwitz kam über dich? Geschah dir irgendein Unrecht, das über Nacht zum Räuber dich umschuf? Dich veranlasst, deinen Uhul zu plündern am Ufer des reißenden Flusses? Da du doch viel bequemer sein Haus hättest plündern können? Wo blieb dein Räbäh? Erkennt denn dein Ustur nicht, dass es gerade zu dieser Stunde auffallend leer steht?«
Doch auch Rapolter war nicht aufs Maul gefallen.
»Nichts erkennt mein Ustur weiter als einen Häbäh, einen Unterdrücker und Sohn eines Unterdrückers. Habt ihr nicht unser Land gedemütigt? Habt ihr uns nicht die Würde genommen? Gebt ihr uns nicht die schmutzigsten Jobs und die schlechtesten Löhne? Sind eure Gesichter nicht verhärtet? Ist eure Rede nicht brutal? Sind eure Gedanken nicht schmutzig? Jahre und Jahrzehnte sind vergangen, in denen ich an nichts anderes denken konnte als daran, meine Wunde und die meiner Mähnä an dir und deinesgleichen zu rächen. Die Zeit ist reif und ich mähe, wie meine Vorgestrigen es mich gelehrt haben.«
»Deine Vorgestrigen haben dich gelehrt, mich mit Steinen zu bewerfen?«
Aus dem Staube wiedererstand Clandestino, gerade noch schmerzgekrümmt, und staunte zu Rapolter hinauf. Er war nämlich anderthalb Köpfe größer.
Jahrhunderte hatten beide gelehrt, den Kopf schief zu halten.
Es war ein Gebot.
Wirke nie herablassend, wenn du dich mit einem Kurzlebigen zu einem Gespräch über Bäume herbeilässt.